Hörend mitradeln:
Gigantisch groß wehen die Flaggen von Bulgarien, der EU und der Türkei. EU-Außengrenze. Gigantisch groß auch der Grenzstau, zumindest war er das bei unserer letzten Reise auf der Haupttransitstrecke westlich von Edirne. Also beradeln wir heute den kleineren Grenzübergang bei Demirköy. Aber auch hier ein Hauch von Truckerleben, im Straßengraben sammeln sich die vielen Urinflaschen, die gesamte Farbpalette von hellgelb bis ungesund braun präsentierend. Dennoch, seit Tagen steigt unsere Vorfreude auf die Türkei und auf Istanbul. Raus aus der EU mit dem Fahrrad, tolles Gefühl.
„Hoş geldiniz!“ –„Herzlich Willkommen!“ Allerdings beginnt ausgerechnet jetzt in der Türkei „Ramazan“. Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wird nicht gegessen und getrunken und sich vor den Augen anderer vollzustopfen, gilt laut Reiseführer als unhöflich. Bei unserem jetzigen Verbrauch müssten wir uns ja alle paar Kilometer zum Essen verstecken. Das kann ja was werden!
„Hoş geldiniz“- das ist nicht nur ein überdimensionierter Schriftzug vor jedem Dorfeingang, sondern gelebte Gastfreundschaft. Tag 2 in der Türkei- Paradebeispiel dafür, was uns in den kommenden Wochen erwarten wird: Morgens gibt’s im Rathaus zum Wlan-Passwort zusätzlich Kaffee und die Angestellte wird zum Simit-Sesamkringel-kaufen zum Bäcker geschickt. Wir verlassen die Pause mit viel zu großer Türkeifahne im Gepäck, die wir garantiert nicht ans Rad anbringen werden. Selbst wenn wir wollten, denn sie ist größer als das Fahrrad selbst.
Zwei Stunden später erstmalig die typische Handbewegung, die wir ab jetzt täglich mehrfach sehen werden. In der Luft wird ein imaginärer Tee- Löffel umgerührt. Unsere erste Einladung zu çay, dem türkischen Schwarztee, serviert in kleinen Gläschen auf klassisch weiß-rot oder weiß-blau gemusterten Untertellerchen mit bis zu 5 Stück Würfelzucker. Nach der Pause ist Hannas Fahrrad mit Rosen verziert. Das Angebot des kleinen Bakkal- Tante Emma Ladens in staubiger Wild-West-Umgebung wird nicht ankämpfen können, gegen die aufsteigende schlechte Laune, verursacht durch Mittagshunger. Kein Ayran. Kein Brot. „Und der Mann, der eben noch zwischen all den anderen Männern im Teegarten saß, hat wohl auch nichts Besseres zu tun, als uns beim Einkaufen zu beobachten.“ denke ich hungrig. „Das ist ja unfassbar, was die hier für uns aufgefahren haben. Wie selbstverständlich und gastfreundlich“, denke ich später, kurz vorm Platzen. Denn Ali, der unsere Einkaufsmisere beobachtet, ruft seine Frau an, wir radeln seinem klapprigen Auto hinterher bis zum Hof, in die Völlerei. Gefastet wird hier glücklicherweise nicht und mit Samt-Puschen an den Füßen verspeisen wir gemeinsam alles, was die Küche hergibt. Salat, Menemen (Tomaten-Rührei), Gemüsesuppe, mit Käse gefüllte, gebratene Paprika, zauberhaft leckere Auberginen-Pfanne, dazu natürlich Ekmek, türkisches Weißbrot. Wir trinken Ayran und schlürfen darauf Türk Kahvesi. Natürlich erst nach der Portion Milchreis, denn Kaffee wird ganz zum Schluss getrunken. Nebenbei telefonieren wir mit der bereits ausgezogenen Tochter auf Englisch, die sich Wochen später noch auf WhatsApp nach unserem Wohlbefinden erkundigen wird. Ein viel zu feuchtes Küsschen von der uralten Oma, die kaum noch hört und sieht.
Es fährt sich verdammt schwer bergauf, wenn der Bauch so sehr gefüllt und der ganze Körper von Trägheit durchflutet ist. Während wir eisschleckend und die Karte studierend gerade einen großen See zum angestrebten heutigen Schlafplatz erklären, hat uns die peppige, blondierte Dorfladen-Verkäuferin längst im Visier. Einladung nach Hause. Pustekuchen- wir fahren keinen Meter mehr und hängen den Rest des Tages vorm Supermarkt in Kirklareli ab und tauchen ein in für uns jetzt überhaupt nicht, aber eigentlich doch sehr langweiliges Dorfleben. Als Teil der geschlechterdurchmischten Coolen-Fraktion beobachten wir die Alten-Herren-Runden schräg gegenüber in den Tee-Häusern um den Dorfplatz herum, in denen heute, dank Ramadan ohne Tee und Zigaretten Tavla gespielt wird. Wir konsumieren, halb versteckt, gemeinsam mit der Supermarktgang leckere Snacks und gackern über die da drüben, die nicht naschen dürfen. Osman, Kirklarelis Youtube-Star, ist in seinem Element: er singt und performt inbrünstig für uns. Abendessen ohne Teller, sondern auf der Zeitungstischdecke, die später ganz praktisch samt Krümeln und Olivenkernen zusammengeknüllt im Müll landet. Großes Sofa statt Zelt, türkisch Kahvalti statt Müsli-Frühstück. Schnell gewöhnen wir uns an, nicht allzu ambitioniert einzukaufen, denn regelmäßig fristen eigens besorgte Lebensmittel ein Schattendasein in unseren Packtaschen und laufen Gefahr, schlecht zu werden.
Es macht Spaß, wieder in der Türkei zu sein. Und dass wir mittlerweile ein wenig weiter weg sind von zu Hause, wird uns vor Augen und Ohren geführt. Auditiv werden wir v.a. von den ständigen Muezzin-Gesängen begleitet. Ob viel zu früh, mitten am Tag oder spät in der Nacht, ob weit entfernt oder ganz nah und ohrenbetäubend laut, angenehm oder fürchterlich gesungen, live oder vom Band dröhend und schnarrend. Für uns sind die Muezzingesänge ein Hauch von Exotik und der Sound der Türkei. Und jetzt, während der Fastenzeit, animieren sie uns, selbst kreativ tätig zu werden. Wir singen mit, natürlich leise und unterstellen den Gesängen ganz andere Inhalte. „Hanna, ich habe gesehen wie du einen Schokoriegel gegessen hast.“ „Arne, du hast doch selber Ayran getrunken“.
Optisch sticht insbesondere das Rot der vielen Türkischen Flaggen hervor. Wenn‘s ums Flaggen geht, schlägt die Türkei sogar Schweden um Längen. Werbeschilder, vom Friseur bis zur Autoschraube, sind vorrangig in Rot-Weiß gehalten. Auf Motorhauben von Traktoren schimmern auf rotem Untergrund Halbmond und Stern. Über mehrere Etagen verdeckt eine riesige Türkeiflagge die vielen Fenster des Billighotels.
Auffällig verändert sich aber auch die überrollte Tierwelt auf unserer Fahrbahn. Aus den überfahren Füchsen und Hunden werden zermantschte, bis zu 1,5 m große Schlangen. Auch die eine oder andere kaputte Schildkröte liegt traurig auf der Straße. Zweitere begegnet uns noch häufiger lebendig, tippelt so flink wie sie kann über die Straße oder mampft langsam vor sich. Obwohl erst Mitte Mai, sind die ersten Getreidefelder schon gold und erntereif. Die Landschaft ist weit und hügelig. Die Kleinstädte weisen keine alte Bausubstanz auf, sie wirken wie neu aus dem Boden gestampft. Optisch langweilige Hochhausblöcke, alle im gleichen Stil gebaut, vorrangig rosa, terrakotta- und aprikosenfarbig.
Wir werden angehupt, aus vorbeifahrenden Autos heraus und von den Menschen auf der Straße gegrüßt. Manchmal sogar auf Deutsch: „Willkommen Sie in unsere Dorf“. Kommunikativ sind die Leute, geradezu Small-Talk-süchtig. Türkisch lernen lohnt sich wahrhaftig, denn ins Gespräch gezogen wird man ständig, des Englischen jedoch ist kaum jemand mächtig. Ein kurzer Schnack jagt den nächsten, vorrangig allerdings mit den Herren. Sehen wir tagsüber in den Dörfern überall Männer rumsitzen, ob nun Tee trinkend oder fastend, prägen Frauen das Straßenbild nicht. „Das ist unser Problem in der Türkei. Die Männer machen nichts und die Frauen arbeiten die ganze Zeit.“ Sagt Cenk und verdreht die Augen. Wir beobachten, während wir weiterradeln, große Unterschiede zwischen Dörfern und Regionen, teilweise ist das öffentliche Leben geschlechterdurchmischt, oft sehr männerlastig, niemals frauenlastig. Verschieben wir das Thema vorerst. Wir sind ja noch eine Weile in der Türkei.
Jetzt führt uns Cenk über den Hof von „Aysun the Sütcü“. Hier stehen Kühe, deren Bio-Milch an viele Instanbuler Türen geliefert wird. Bio-Milch – Aysuns Alleinstellungsmerkmal in der Gegend. Hier auf dem Milchbauernhof treffen wir auf großstädtische Moderne, Elektrobeats im Wohnzimmer statt des weitverbreiteten, türkischen Pops, auf Bier und Fremdsprachen. Und hier treffen wir auf Kadir, der hier gerade als Praktikant arbeitet.
120 km heute– die Belohnung: Istanbul. Es ist egal, wie lange wir brauchen- denn wir haben Kadirs Wohnungsschlüssel in der Tasche. Aber erstmal einschlagen! Marmarameer! Wir sind bis ans Mittelmeer gefahren! Die Vorstädte Istanbuls reihen sich nahtlos aneinander und wir können nicht ausmachen, wann denn Istanbul beginnt. Wir sehen das Verkehrsschild leider nicht. Schade eigentlich, denn auf türkischen Ortsschildern steht unter dem Ortsnahmen stets die Einwohnerzahl. Bei den etwa 15 Millionen Einwohnern Istanbuls sicher ein schöner Zahlenanblick. Wir müssen uns ziemlich konzentrieren, während der Istanbuler Verkehr an uns vorbeibrettert, sind voll von Staunen und Adrenalin. Anstieg. Abfahrt. Anstieg. Abfahrt. Hinter jedem Berg erwarten wir den Blick auf das Zentrum am Bosporus. Gut, dass wir wissen, wie die innerstädtische Belohnung aussieht. Die Fahrt ist gleich weniger anstrengend, von Vorfreude begleitet. Wenig später von Selim. Er hat uns gesehen, ist mit seinem Rad aus der Metro gesprungen. Jetzt flitzt der bunte Fahrradhelm mit uns durch die Stadt und kurz darauf sind wir schon zu viert, denn auch Mustafa ist jetzt Teil unseres Instanbuler Empfang- und Begleitkomitees. Kurzzeitig gesellt sich ein dritter dazu, besonders spezielle Musik dringt aus seinen Lautsprecherboxen „Eins, zwei Polizei…“ Wir rollen und schlängeln und heizen gemeinsam, hochmotiviert. Mit Selim haben wir einen kämpferischen Radfahrer an unserer Seite, der ununterbrochen damit beschäftigt ist, den Autofahrern klarzumachen, dass ihnen die Straße nicht alleine gehört. Niemand sonst scheint hier Radzufahren und niemand scheint hier Radfahrer zu kennen, geschweige denn einen Radweg als solchen wahrzunehmen. Ganz neu und auffällig blau gestrichen, ist der Radweg eine hervorragend ebene Fläche, um den Grill darauf zu platzieren. Und jetzt, da es kurz vor Sonnenuntergang ist und gleich, um 20.30 Uhr gegessen werden darf, herrscht hier Barbeque-Hochsaison. Im Slalom passieren wir die grillenden Grüppchen, vom permanenten, dichten Rauch umgeben. Selims Auftritt: Haarscharf braust er am Grill vorbei, ruft „Kolay Gelsin!“ - „Gutes Gelingen!“, hofft, dass die Ironie verstanden wird und verschwindet im dichten Grill-Nebel. Und endlich, im Dunkeln kommen wir am Bosporus an. Rund um den Taksim begrüßen uns Hupkonzert, Autokorso und riesige Fahnen. Galata Saray hat gerade 2:1 gewonnen.
Über eine Woche her ist jetzt der Abend unserer Ankunft an Kadirs Haustür. Wir haben uns wohnlich eingerichtet und stecken fest und wir warten auf unsere Pässe. Audioschnipsel zusammenfügen, Visumskram erledigen. Wir sind vollgefuttert, frühstücken täglich ausgiebigst mit Nala, unserer Mitbewohnerin und mittlerweile auch mit Kadir, der wieder heimgekehrt ist. Kadirs Garten ist Lese- und Arbeitsstation, Ort interessanter Gespräche und ausgiebiger „Yüz-Bir Runden“, eine Türkische Rummikub Version. Diese zeichnet sich durch besonders einfallsreiche Schummelvariationen aus. Da aber oft um Geld gespielt wird, ist in der Öffentlichkeit das Spiel nur noch mit Plastikhalterungen erlaubt. Die schweren Holzbalken richten bei Prügeleien zu viel Schaden an.
Jetzt aber raus. Ab auf die Straße. Istanbul beeindruckt, ob beim ersten, zweiten, dritten Besuch. Wir freuen uns über Altbekanntes und Neuentdecktes. Über die gold-roten Wägelchen, die entweder vollgestopft sind mit Simits; warme Maiskolben beherrbergen oder Verkaufsstand von Esskastanien sind. Diese liegen bereits in 5er-Häufchen, bevor sie in der Tüte landen. Wir freuen uns über die vielen Wäscheständer auf den Gehwegen, auf denen die Handtücher der etlichen Friseurläden trocknen. Haareschneiden inklusive Gesichtsmaske und Kaffee, wir verstehen jetzt, warum die Leute hier so gerne zum „Kuaför“ gehen. Die gleichen Berufe versammeln sich in derselben Ecke. Eine Straße voller Lampengeschäfte, ein dreigeschossiges Haus voll mit Fotoläden, eine Gasse mit halbverrosteten Metallschuppen. Am Hafen von Eminönü versucht derselbe Schirmmützenverkäufer wie vor vier Jahren, seine Ware unter Leute zu bringen. Der Bosporus-Bootsführer bewirbt die Schiffstouren. Ihr Glück versuchen auch Taschentuchverkäufer. Schuhputzer. Und leider auch viele bettelnde Kinder. Trinkwasser wird in 20-L-Kanistern nach Hause geliefert, meist hinten aufs Moped gespannt. Müll wird auf der Straße entsorgt und verschwindet wieder schnell. Plastikflaschen werden in Riesenbehältern auf Riesensackkarren gesammelt.
Der Verkehr ist bestialisch und chaotisch und Istanbul ein Automolloch. Einen Parkplatz finden – unmöglich. Da gibt es kreative Lösungen. Kleine Seitenstraßen werden zu Parkplätzen erklärt, darin parken sich die Autos gegenseitig zu und legen ihre Nummer in die Windschutzscheibe. „Ich bin in zehn Minuten da“ sagt Kadir ins Telefon und muss los, um das Auto hinter seinem zu befreien. Die Seitenstraße ist später nicht mehr „öffentlicher“ Parkplatz, sondern von beiden Enden gesperrt. Gesperrt durch parkende Autos, damit nicht zufällig jemand vorbeifährt und die Männer im Untergeschoss beim verbotenen Glücksspiel entdeckt. Schneller ist man in der Stadt mit dem Moped unterwegs, oder eben mit dem Rad. Sogar den steilen Anstieg vor der großen bekannten Istiklal-Einkaufsstraße kommen wir hinauf, heben fast ab mit dem Vorderrad. Kein Wunder, dass hier sonst kaum Fahrradfahrer zu sehen sind.
Die Istiklal – Fußgängerzone, Einkaufsstraße und viele Straßenmusiker. In den Schaufenstern türmen sich Baklawa-Berge und Gebäck. Wir haben uns zum Glück schon einmal durchprobiert. Lebhaft ist die Erinnerung vor Augen, wie wir damals, den Mund noch voll, bereits auf die nächsten Leckereien im Schaufenster gestarrt haben. Diesmal stopfen wir uns mit Çiğ Köfte voll, stark gewürzte Bulgur-Röllchen mit Petersilie, Minze, Salat, Zitrone und Granatapfelsirup, von hauchdünnem Fladenbrot ummantelt. Katzen dominieren die Stadt. Sie versuchen, von den Tellern zu klauen. Schlafen in eigens für sie vom Bezirk aufgestellten Katzenhäuschen. Für sie stehen an jeder Ecke Schälchen und Tellerchen mit Katzenfutter gefüllt. Hunde liegen verfettet quer auf dem Fußweg. Quer über der Straße wehen Türkeiflaggen, es wedelt im Großformat Erdoğan neben Atatürk. Die unzähligen Parteigirlanden flattern umher. Die Parteien haben geflaggt, in einem nahen Straßenzug sogar die linksgerichtete HDP- welch seltener Anblick.
Das Park-Café lädt zu Tavla-Runden ein. Abends wird in den Parks gegrillt und reingehauen. In den Cafes wird Tee serviert und die Wasserpfeifen dampfen. Zurück zum Hafen von Eminönü. Eine Fährfährt über den Bosporus- eines der tollsten Istanbul-Momente. Durch das Drehkreuz, rauf auf die Fähre, Tee trinken, sich mit den Möwen einen Simit teilen, die traumhafte Stadtkulisse an sich vorbeistreifen lassen. Die vielen Minarette ragen aus dem Häusermeer heraus. Eine Moschee übertrifft die andere. Aber auch große Hochhaus- und Bankenviertel sind Teil des Stadtbildes. Von den alten osmanischen Holzhäusern gibt es nicht mehr viele, aber es gibt sie noch. Wir fahren hin und her- ohne auszusteigen- bleiben sitzen- weil es doch so schön ist, auf dem Bosporus umherzuschippern. Dichter Verkehr sogar auf dem Wasser. Die türkis-blaue Wasserfarbe lügt uns schamlos ins Gesicht und versteckt den Schmutz der vielen Schiffe. Von den Brücken aus ziehen die unzähligen Angler viele Fische aus dem Wasser. Istanbul erschöpft sich einfach nicht.
„Nein. Ihr habt gesagt, dass ihr erst am Mittwoch fahrt.“ Kadir hat sich so an uns gewöhnt. Er hatte eine Zeit lang in Berlin gelebt und bereut es, in die Türkei zurückgekommen zu sein. Da was mit seinen Unterlagen schiefging, soll er jetzt zum türkischen Militärdienst. Verweigern kann er nicht. Er könnte vorgeben, homosexuell zu sein, ein absurder Grund, ausgemustert zu werden. Noch absurder: ein Foto- bzw. Videobeweis wird benötigt. Zukünftige Benachteiligungen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens inklusive. Kadir lernt jetzt erstmal Sauerteigbrot backen. Und wir rollen weiter, das Iranvisum im Gepäck, in Richtung Schwarzmeerküste. Rauf auf die riesige, erste Bosporus-Brücke. Istanbul verabschiedet sich, wie es uns begrüßt hat, mit sehr vielen Hindernissen auf dem Radweg, nur das hier am Bosporus der blaue Streifen nicht zum Grill - sondern zum Angel- Spot erklärt wurde.